Im seit vielen Jahren im Wort- wie übertragenen Sinn blühenden Gaugenwald zählt zu der langen Reihe von Besonderheiten auch die alljährliche Blüte der hier so genannten Sternenblumen auf weiten Flächen um die Osterzeit. Die gelben Blüten tauchen in diesen Tagen an den verschiedensten Stellen im Ortsbild auf, wie man auf dem Bild rechts sieht. Die Narzissen oder Osterglocken treten zwar hier und da in der Gemeinde als immer wieder den Frühling ankündende Boten auf, aber nirgendwo auf so vielen und großen Flächen wild.
Dies liegt daran, dass die Gaugenwalder auf ihre Sternenblumen Acht geben und diese sich vor der ersten Mahd der Wiesen zurückziehen lassen, denn nur so ist ihre regelmäßige Wiederkehr gesichert. Es ist ein herrliches Bild, wenn man zur Zeit der Osterglockenblüte durch Gaugenwald geht und das große gelbe Blumenmeer oder kleine Blumeninseln unter so manchem Obstbaum und Rain betrachten kann.
Aber nicht nur Sternenblumen, Geschichte, Kircheneigentum und Zusammenhalt bilden Besonderheiten in Gaugenwald. 1957 wurde der Ort – in dem rund 45 Jahre zuvor die elektrische Energie Einzug hielt – Beispiels-Elektrogemeinde, dazu vom damaligen Landwirtschaftsamt Nagold und der Energieversorgung Schwaben (EVS) mit Zustimmung der Kommune auserkoren.
Von den seinerzeit bei dem entwicklungspolitischen Ansatz für die Landwirtschaft die Zielgruppe bildenden 19 Betrieben banden sich 18 vertraglich, möglichst Elektroherd, Warmwasserspeicher, elektrischen Futterdämpfer, Elektrobackofen, Kühlschrank und Gefriertruhe anzuschaffen, des weiteren Verbesserungen der Beleuchtung vor allem von Küche und Stall sowie die Einrichtung eines Dusch- oder Baderaums herbeizuführen.
Die Gemeinde gewährte hierzu jedem Haushalt einen Zuschuss von 500 DM, die EVS für die Gerätebeschaffung bei Bezug über das Unternehmen einen Nachlass zwischen 15 und 40 % auf den Kaufpreis. Dies brachte den Landwirten Gaugenwalds einen weiteren Entwicklungsschub, die in der Länderbeschreibung 1939 schon als mittel- bis großbäuerlich eingestuft wurden, während die Landwirtschaft aller anderen heutigen Ortsteile von Neuweiler damals als kleinbäuerlich beschrieben wird. Auf dem Bild ist Hans Seeger, einer der damaligen Bauern, zu sehen.
1973, im Jahr nach Einweihung der Waldschule des Schulverbands Neuweiler, wurde das Schulhaus zunächst an die Altpietistische Gemeinschaft veräußert. Im gleichen Jahr wurde Gaugenwald zusammen mit der Sitzgemeinde und Martinsmoos Träger des gemeinsamen Kindergartens im ehemaligen Schulhaus Zwerenbergs, der neben der dortigen Kirche untergebracht ist.
„Das Dorf, das bisher ohne Beleuchtung war, erhielt 1974 eine Ortsbeleuchtung. Auch der Kirchturm wurde erneuert …“, schreibt der bis zur Gemeindereform tätige Bürgermeister Jakob Braun, dessen Vorgänger bis 1967 Georg Großhans, davor bis 1949 Michael Wurster waren.
Im Jahr 1989 konnte das Dorf nicht nur sein 850jähriges Jubiläum der Erstnennung feiern, sondern auch das 100jährige Feuerwehrjubiläum, was mit einem riesigen Fest getan wurde. Die Einwohner zeigten dabei den ihnen eigenen, besonders ausgeprägten Zusammenhalt.
Bei einer Größe von meist um die 150 bis 170 Einwohnern eine schlagkräftige Feuerwehr zu haben, ist an sich schon etwas Bemerkenswertes. Wenn dazu aber noch ein hohes Engagement in der Spielvereinigung Berneck/Zwerenberg kommt und 2010 der Gaugenwald e. V. gegründet wurde, dann zeugt dies von einem fast unglaublichen Gemeinschaftssinn.
Nur so konnte auch die Gaugenwalder Hocketse, als erste ihrer Art in weitem Umkreis, zustande kommen und bestehen. Sie wird seit Ende der 1970er Jahre, immer am letzten Juli-Wochenende, von der Feuerwehr ausgerichtet und der ganzen Dorfgemeinschaft getragen. Zur Hocketse kommt regelmäßig eine Besucherschar aus der weiten Umgebung, die die Zahl der Einwohner um ein Vielfaches übersteigt. Neben der Hocketse stellen die Gaugenwalder jährlich weitere Veranstaltungen auf die Beine, wie etwa das Sternenblumencafé. Das Bild oben rechts zeigt diesen Nachmittag 2011.