Schon 1862 stand Gaugenwald wirtschaftlich bestens da, wie die Oberamtsbeschreibung festhält: "Aus den 204 Morgen Gemeindewaldungen werden etwa 100 Klafter jährlich geschlagen und verkauft; der Erlös wird theils zur Deckung des Gemeindeschadens verwendet, theils an die Bürger vertheilt, welch' letzteren bei günstigen Erlösen schon gegen 1000 Gulden zukam."
Der Gemeindehaushalt hatte damals 1453 Gulden Ausgaben, darunter 31 Gulden Amts-, heute würde man sagen, Kreisumlage. Ein Gulden entsprach seinerzeit ungefähr zwei Taglöhnen. Es war also eine ganz nette Summe, die den Bürgern zufloss.
Wasser lieferten damals laut Oberamtsbeschreibung fünf laufende und acht Pump- und Schöpfbrunnen. Kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende im Jahr 1898 übernahm der zwei Jahre zuvor gegründete Gemeindeverband Schwarzwaldwasserversorgung die Lieferung. Vermerkt ist in den alten Dokumenten aber schon für die Zeit zuvor: "Wassermangel tritt selten ein." Dies beweist auch der Hindenburgbrunnen in der Dorfmitte, der seit 1934 unter dem Namen des damals verstorbenen Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls das ganze Jahr über mit Quellwasser gespeist wird. Auf dem Bild rechts oben ist er im Jahr 1938 zu sehen.
Das Gewässer, das plätschernd Gaugenwald durchschreitet und dessen Quellen nahe dem Ursprung nicht nur den Brunnen, sondern auch den Feuerlöschteich beim Gemeindehaus versorgen, ist der Bruderbach. Dieser erreicht auf der Markung Berneck den kleinen Weiler Bruderhaus und kurz vor diesem die heutige Grenze zu Altensteig.
Wohl der Bedeutung wegen verschoben hat sich mit der Zeit die Straßenführung der Weinstraße, die laut der Oberamtsbeschreibung von 1860 für Calw als „alte Straße, die alte Weinstraße genannt“, beschrieben ist, und „von Altensteig her über Berneck, Gaugenwald, Zwerenberg nach Neuweiler … von da über Oberkollwangen in die alte Calwer Straße“ führt, „welche an Hofstett vorüber nach Oberweiler zieht“.
Das Gemeindehaus, nur einen Steinwurf von Kirche, Rat- und Schulhaus entfernt, wurde 1965 als Mehrzweckgebäude errichtet. Bis heute bietet es Unterkunft für die Feuerwehr, war damals aber auch mit heute nicht mehr als solchen genutzten Einrichtungen wie Schlachthaus und Milchsammelstelle sowie zwei Wohnungen ausgestattet.
Die Gehöfte des Waldhufendorfes Gaugenwald, das kreis- oder sternförmig aufgebaut ist, gruppieren sich um den durch die drei Gebäude Kirche, Rat- und Schulhaus gebildeten Dorfmittelpunkt, der seit 1902 besteht. Damals wurde das Rathaus mit Gemeindesaal, Bürgermeisterbüro, Arrest, Gemeindewaage und weiteren Räumen erbaut.
Zuvor waren die "Gelasse des Gemeinderats" im Schul- und Rathaus mit Lehrerwohnung untergebracht, das heute privat als Wohnhaus genutzt wird. Nach dem Rathausneubau war das Gebäude bis 1972 noch eine Unterrichtsstätte des 1966 gegründeten Schulverbands Neuweiler, den Gaugenwald mitgetragen hat und der die Waldschule als Grund- und Hauptschule in Neuweiler schuf. Das Bild zeigt die Schulklasse 1964/65, in der auf Grund der geringen Schülerzahl verschiedene Altersklassen gemeinsam unterrichtet wurden.
In den alten Häusern haben die Wohnzimmer ihre Ausrichtung ins Tal mit Blick auf die Kirche. Die alte Struktur des einstigen Waldhufendorfs ist auch heute noch gut erkennbar. Das Dorf setzt sich nicht aus Häusern entlang einer gerade Straße und den dazugehörigen Hufen dahinter zusammen. Vielmehr ist Gaugenwald von seiner Anlage her einmalig: Die Hufe breiten sich hinter den Gebäuden kreis- oder sternförmig aus.